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Peptide statt Steroide? Was du über die Gamechanger im Fitness-Sport wissen musst
Jetzt sind es also Peptide! Nachdem der Hype um SARMs (Selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren) abgeklungen ist, werden Peptide als der neue „heiße Scheiß“ im Bereich Hardcore-Supplements gehandelt – diesen Eindruck gewinnt man unweigerlich, wenn man als Fitness-Fan mit offenen Augen durchs Netz surft. Denn seit einiger Zeit sprießen BlogArtikel und YouTube-Erklärvideos zum Thema Peptide sowie Verkaufsangebote für Peptidpräparate wie Pilze aus dem Boden des World Wide Web. Genießen Peptide diese Aufmerksamkeit zu Recht? Oder anders gefragt: Sind sie wirklich die hochwirksamen Supplements, als die sie dargestellt werden? Und wenn ja – wer sollte Peptide kaufen? Wir klären auf.
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Was sind Peptide (einfach erklärt)?
Peptide sind Moleküle, die aus kurzen Ketten von Aminosäuren bestehen – sie sind quasi die kleinen Geschwister von Proteinen. Und genau wie Proteine können sie im Körper als Botenstoffe zwischen den Zellen agieren und Stoffwechselprozesse wie Muskelaufbau, Gewebeheilung und Fettverbrennung anschieben. Zwar kommen Peptide auf natürliche Weise im Körper vor – übrigens auch im Körper von Tieren und in Pflanzen –, aber die Peptide, um die es hier geht, stammen allesamt aus dem Labor. Sie sind, wenn man so will, „Babies“ der Pharma-Industrie.
Der wesentliche Unterschied zwischen Peptiden und Proteinen besteht darin, dass Peptide erheblich kürzer sind als Proteine. Sie umfassen nämlich nur drei, vier oder fünf
Aminosäuren (oder ein paar mehr), während Proteine mehrere hundert oder sogar tausend Aminosäuren umfassen können. Aufgrund ihrer Kürze agieren Peptide auch viel spezifischer. „Spezifischer“ bedeutet: Ein Peptid hat in der Regel nur eine ganz bestimmte Wirkung – anders als etwa ein Hormon. (Hormone haben bekanntlich eine ganze Reihe von Wirkungen und Nebenwirkungen.) Und je nachdem, was für eine Wirkung das ist, resultiert dies in
- beschleunigtem Muskelaufbau,
- besserer Regeneration nach dem Training,
- Leistungssteigerung,
- schnellerem Verheilen von sportbedingten Verletzungen,
- schnellerer Heilung nach operativen Eingriffen,
- schnellerer Wundheilung,
- der Eindämmung von Entzündungen oder in
- effektiverem Fettabbau.
Wie wirken Peptide?
Eines vorweg: Die Pharma-Industrie hat bereits unzählige Peptide entwickelt, und jedes wirkt anders. Allein in Kosmetikprodukten finden etliche verschiedene Peptide Verwendung, meistens als Bestandteil von Cremes, Lotions und Essenzen. Mit diesen beschäftigen wir uns hier aber nicht. Wir konzentrieren uns nur auf diejenigen Peptide, die für Sportlerinnen und Sportler Relevanz haben.
Diese „Sport-Peptide“ wirken im Grunde wie Enzyme oder Neurotransmitter: Sie docken an Rezeptoren in den Zellen an und lösen dort gezielte Prozesse aus – zum Beispiel die Ausschüttung von Hormonen. Wie oben schon angerissen, kann das für Sportler in verschiedenerlei Hinsicht von Nutzen sein.
- Wachstumshormon-Ausschüttung: Einige Peptide fördern die Produktion von Wachstumshormonen. Ein Beispiel dafür ist GHRP-6, das wir uns gleich genauer anschauen werden.
- Proteineinlagerung: Manche Peptide bewirken eine verstärkte Einlagerung des gewebeaufbauenden Proteins Aktin an Stellen, an denen das Gewebe verletzt ist. Dies hat einen heilungsbeschleunigenden Effekt. Dass Peptide Heilung hervorrufen, ist vielleicht zu viel gesagt – aber aktineinlagernde Peptide können bewirken, dass Heilungsprozesse viel, viel schneller als normal ablaufen.
- Stoffwechselbeschleunigung: Das Peptid 5-Amino 1-MQ kann das Enzym NNMT (Nicotinamid-N-Methyltransferase) hemmen. NNMT wird für eine Verlangsamung des Stoffwechsels bei Übergewicht, für metabolische Störungen und für altersbedingte Muskeldegeneration verantwortlich gemacht [1]. Eine Hemmung von NNMT geht laut Studien [2][3] mit einem „schnelleren“ Stoffwechsel, mit Fettabbau und mit einer Schrumpfung der Fettzellen einher.
Welche Peptidvarianten gibt es?
Jetzt wird’s spannend: Es gibt eine Reihe von Peptiden, die gezielt im Bodybuilding eingesetzt werden – darunter Peptide für Muskelaufbau, Peptide für Fettabbau und Peptide für eine beschleunigte Heilung. Das hier sind die bekanntesten und im Sport am meisten genutzten Peptide:
- GHRP-6 für Muskelaufbau
GHRP-6 bewirkt, dass der Organismus GH (Growth Hormone = Wachstumshormon) ausschüttet. Daher rührt auch sein Name GHRP (Growth Hormone Releasing Peptide). Für Bodybuilder und ambitionierte Sportler bedeutet das Zweierlei: 1. verstärkten Muskelaufbau und 2. bessere Regeneration nach dem Training. Wachstumshormon hat zudem einen appetitsteigernden Effekt, was den Aufbau von Muskelmasse zusätzlich erleichtert. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass GHRP-6 der Lebergesundheit förderlich ist – das Peptid ist also ein hocheffektives Allzweckmittel für Bodybuilder [4]. - TB-500 für Verletzungen
TB-500 ist vor allem für seine Heilwirkung bekannt. Oft wird das Peptid auch als „Thymosin Beta-4“ bezeichnet; allerdings ist diese Bezeichnung irreführend. Thymosin Beta-4 ist nämlich ein körpereigenes entzündungshemmendes Protein, das eine viel längere Aminosäurenkette als TB-500 hat. (TB-500 ist nur ein Teilstück von Thymosin Beta-4.) Im Vergleich zu dem Protein ist TB-500 aber ungleich effektiver: Es fördert die Heilung von verletztem Gewebe, speziell von Sehnen und Bändern, in erstaunlichem Maße [5]. Ob Sehnenriss, Sehnenreizung, Bänderriss oder Bänderüberdehnung – TB-500 wirkt bei allen diesen Verletzungen schneller und besser als die meisten Medikamente. - BPC-157 für Gelenkschmerzen
BPC-157 ist ebenfalls ein echtes Heilpower-Peptid. Es wird aus einem körpereigenen Protein gewonnen, das im Magen produziert wird. Genau wie TB-500 ist es für seine heilungsbeschleunigende Wirkung auf Weichgewebe, also auf Muskeln, Bänder und Sehnen, bekannt [6]. Auch bei Gelenkproblemen und bei chronischen Schmerzen im Bewegungsapparat kann BPC-157 wahre Wunder wirken. Die Abkürzung „BPC“ steht übrigens für „Body Protcition Compound“. Viele ältere Athleten, die mit Arthrose zu kämpfen haben, sind von BPC-157 regelrecht begeistert. - Epitalon für hormonelle Dysfunktion
Epitalon ist ein Peptid, das in der Lage ist, die Telomerase-Aktivität in den Zellen zu erhöhen. Kurz gesagt: Es hält die Zellen jung – und kann somit offenbar den Alterungsprozess verlangsamen. Für Bodybuilder ist es deshalb interessant, weil es auch das endokrine System stimuliert [7]. Für Steroid-Anwenderinnen und -Anwender ist Epitalon daher als PCT-Supplement hochinteressant. - 5-Amino 1MQ
Dieses Peptid kann laut Studien den Fettabbau forcieren, indem es das Enzym NNMT im Organismus blockiert (s. oben). Für Bodybuilder und Fitness-Fans, die auf gute Muskeldefinition Wert legen, aber sich mit strengen Diäten schwertun, könnte 5-Amino 1MQ ein echtes Wundermittel sein.
Wie werden Peptide angewendet?
In wissenschaftlichen Studien werden Peptide injiziert – einfach deswegen, weil bei Injektionen optimale Bioverfügbarkeit gewährleistet ist. (Die injizierten Peptide gelangen ja sofort in die Blutbahn.) Im internationalen Online-Handel sind inzwischen aber auch anderweit anzuwendende Präparate erhältlich.
- Oralpräparate: Einige Peptide, z. B. TB-500, gibt es in Kapselform. Die Wirksamkeit von Kapseln ist allerdings umstritten, weil die enthaltenen Peptide im Verdauungstrakt teilweise zerstört werden. Lediglich zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden wie etwa Magenschleimhautentzündungen sind TB-500-Kapseln laut Erfahrungsberichten gut geeignet.
- Transdermale Patches: Relativ neu auf dem Markt sind Hautpflaster, die exklusiv von BPS Pharma für die Heil-Peptide TB-500 und BPC-157 angeboten werden. Bei diesen „Patches“ erfolgt die Resorbierung der Peptide über die Haut – dadurch ist eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit im Vergleich zu Oralpräparaten gewährleistet. Zusätzlicher Vorteil: Da die Patches direkt auf die schmerzenden oder verletz tenKörperregionen geklebt werden können, landen die Peptide sofort da, wo sie wirksam werden sollen.
- Tropfen: Außer Kapselpräparaten sind am Markt auch Tropfenpräparate erhältlich. Sie werden oral verabreicht, genau wie die Kapselpräparate, aber anders als bei den Kapselpräparaten müssen die Peptide in Tropfenform auf ihrem Weg in die Blutbahn nicht den „Umweg“ über den Magen-Darm-Trakt nehmen. Sie werden stattdessen über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die Bioverfügbarkeit ist entsprechend gut.
Sind Peptide legal?
Hier wird es etwas tricky: Die in diesem Text genannten Peptide sind allesamt nicht für die Anwendung am Menschen zugelassen, d. h., sie sind als Nahrungsergänzungsmittel in den meisten Ländern nicht legal. (In einigen Ländern, wie etwa Indien, China und dem Iran, gibt’s bezüglich Peptide aber keinerlei Regulierung). Als „Forschungschemikalien“ dürfen sie aber z. B. in den USA frei verkauft werden. Wenn auf den Packungen also der Hinweis „Not for human consumption“ prangt, sind die jeweiligen Peptide legal. Das gilt auch für den Handel innerhalb der EU.
Im Kontext mit Sport muss indes noch das Thema „Anti-Doping-Bestimmungen“ beachtet werden: GHRP-6, TB-500 und BPC-157 stehen auf der Liste der verbotenen Substanzen der WADA (World Anti-Doping Agency). In Deutschland fallen sie zudem unter das Anti-DopingGesetz, sodass auch schon der Besitz in „nicht geringen Mengen“ verboten ist.
Welche Nebenwirkungen haben Peptide?
„Haben Peptide Nebenwirkungen?“ – aufgrund der zunehmenden Popularität dieser Mittel ist das eine häufig gestellte Frage. Die Antwort lautet: Von Nebenwirkungen ist bislang nichts bekannt. Das klingt etwas ausweichend, und tatsächlich ist es das auch – die Forschungen zu den hier genannten Peptiden sind nämlich noch nicht abgeschlossen. In den bislang veröffentlichten Tierstudien erwiesen sich die Peptide jedenfalls als ungefährlich. Negative Peptide Erfahrungsberichte von Anwendern finden sich in den Produkt-Reviews der Supplement-Shops bisher auch nicht. Alles Weitere muss sich zeigen.
Wo kann man Peptide kaufen?
Wenn du jetzt neugierig geworden bist und Peptide ausprobieren willst: Da musst du dich an gut sortierte Online-Shops halten, die ihren Firmensitz nicht in Deutschland haben. Sie verkaufen die Peptide als „Forschungschemikalien“. Peptide in Pflasterform sind ausschließlich über BPS Pharma zu bekommen – und über Shops, die mit BPS Pharma kooperieren. Und Peptide zum Injizieren gibt’s nur dort, wo auch anabole Steroide angeboten werden – also in dubiosen Untergrund-Shops und im Darknet.
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Fazit
Peptide sind keine Wundermittel – sie sind aber eine hochspannende Alternative zu anabolen Steroiden und zu anderen Hardcore-Supplements. Leider gelten sie genau wie diese als Dopingsubstanzen, dafür haben sie aber keine [bekannten] Nebenwirkungen. Und für alle, denen es weniger um Leistungssteigerung und Fettabbau als vielmehr um Heilung und Schmerzfreiheit geht, sind Peptide wohl tatsächlich der neue „heiße Scheiß“.
Quellen:
- Aimo Kannt et al. (2021): “Novel Inhibitors of Nicotinamide- N-Methyltransferase for the Treatment of Metabolic Disorders” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33668468/)
- Catherine M. Sampson et al. (2021): “Combined nicotinamide N-methyltransferase inhibition and reduced-calorie diet normalizes body composition and enhances metabolic benefits in obese mice” (https://www.nature.com/articles/s41598-021- 85051-6)
- Harshini Neelakantan et al. (2018): “Selective and membrane-permeable small molecule inhibitors of nicotinamide Nmethyltransferase reverse high fat diet-induced obesity in mice” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29155147/)
- Berlanga-Acosta J. et al. (2012): “Growth Hormone Releasing Peptide 6 (GHRP6) reduces liver fibrosis in CCl4 chronically intoxicated rats” (https://www.medigraphic.com/cgi-bin/new/resumenI.cgi?IDARTICULO=36376)
- peptideinformation.com (2023): TB-500 Peptide: Exploring Its Potential in Tissue Repair and Regeneration (https://peptideinformation.com/tb-500-peptide/)
- Daniel Gwyer et al. (2019): “Gastric pentadecapeptide body protection compound BPC 157 and its role in accelerating musculoskeletal soft tissue healing” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30915550/)
- N. D. Goncharova et al. (2005): “Pineal peptides restore the age-related disturbances in hormonal functions of the pineal gland and the pancreas” (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0531556504003171)