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Nebenwirkungen von SARMs: Wie riskant sind diese Mittel wirklich?
SARMs (selektive Androgenrezeptor-Modulatoren) fördern den Muskelaufbau wie Steroide, haben aber nicht deren Nebenwirkungen – das ist die Botschaft, die von den SARMs-Herstellern verbreitet wird. Dass sie nicht der Wahrheit entspricht, ist längst bekannt: So ziemlich jeder Fitness-Influencer, der etwas auf sich hält, hat schon einmal auf die SARMS-Risiken hingewiesen. Trotzdem herrscht in Bezug auf die Nebenwirkungen von SARMs mehr Unklarheit als Klarheit. Sind SARMs nun genauso gefährlich wie anabole Steroide, oder sind sie unterm Strich doch „sanfter“? In diesem Text klären wir das. Außerdem listen wir auf, welche SARMs welche Nebenwirkungen haben, und wir sagen, wie man diese einigermaßen in Schach halten kann.
Was sind SARMs, und welche Wirkung haben sie im Körper?
Was SARMs genau sind, werden wir hier nicht groß erklären. (Wer diesbezüglich noch nicht Bescheid weiß, möge diesen Link anklicken: Muskelaufbau mit SARMs: Sind SARMs die besseren Steroide?.) Nur ganz kurz: SARMs sind experimentelle Substanzen, die im Körper so ähnlich wie anabole Steroide agieren. Sie binden sich an die Androgenrezeptoren im Muskelgewebe und lösen dort anabole Prozesse aus [1]. Im Unterschied zu anabolen Steroiden lassen sie dabei andere Gewebearten (in denen sich ebenfalls Androgenrezeptoren befinden) weitgehend in Ruhe. Sie sind also ungefährlich für die Prostata, für die Haarfollikel und für die Talgdrüsen in der Haut. Sie sind deswegen aber noch lange nicht harmlos [2]. Darum geht’s hier ja.
Theorie vs. Praxis: Warum SARMs nicht risikolos sind – obwohl sie es eigentlich sein sollten
Die zugrunde liegende Idee bei der SARMs-Forschung bestand (und besteht auch weiterhin) darin, verträgliche Medikamente gegen Muskelschwund und Knochenabbau zu entwickeln. Bis Ende der 90er-Jahre waren nämlich die einzigen Medikamente, die gegen Muskelabbau halfen, anabole Steroide – und diese haben bekanntlich starke Nebenwirkungen. Ab 1998 gelang der US-amerikanischen Pharmaindustrie dann die Synthetisierung von einigen vielversprechenden Substanzen, u. a. Enobosarm (alias MK-2866 bzw. Ostarine), Ligandrol (LGD-4033), Andarine (S4) und Testolone (RAD-140). Diese sogenannten SARMs regen genau wie Steroide die Proteinsynthese und den Knochenstoffwechsel an, sie haben aber kaum Auswirkungen auf andere Organe. Das dachte man jedenfalls. Wie sich später zeigte, war das ein Trugschluss. Obwohl SARMs selektiv agieren – also nur bestimmte Androgenrezeptoren besetzen –, beeinflussen sie wichtige Regelkreise im Organismus. Am stärksten beeinflussen sie den Hormonhaushalt: Genau wie anabole Steroide bewirken SARMs bei Männern eine Testosteron-Suppression, also eine Drosselung der körpereigenen Testosteronproduktion. Das liegt daran, dass der Körper SARMs nicht von körpereigenen Androgenen unterscheiden kann. Er „glaubt“, sie seien männliche Sexualhormone – und drosselt bei der Anwendung von SARMs entsprechend die Eigenproduktion.
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SARMs-Nebenwirkungen im Überblick
Wie gefährlich sind SARMs also konkret? Das ist nicht in einem Satz zu beantworten, denn je nach Substanz fallen die Nebenwirkungen unterschiedlich aus. Zwar sind die SARMs-Risiken nicht so breit gefächert wie die Steroid-Risiken; sie haben aber ebenfalls eine gewisse Bandbreite.
- Hormonelle Nebenwirkungen
Wie bereits gesagt, bewirken SARMs eine Drosselung der Testosteronproduktion [3]. Das ist der mit Abstand größte „Knackpunkt“ bei SARMs. Aber wie stark unterdrücken SARMs die natürliche Testosteronproduktion? Im Vergleich zu anabolen Steroiden ist der Drosselungseffekt von SARMs geringer – das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Er ist speziell für männliche SARMs-User dennoch ein Problem, insbesondere bei längerer Anwendung. (Bei Frauen ergeben sich dafür andere Probleme, s. SARMs für Frauen: Welche SARMs sind für Frauen geeignet?.) Immerhin: Manche SARMs wirken sich nur geringfügig auf die Testosteronproduktion aus (z. B. Ostarine und Andarine), andere stärker (Ligandrol, RAD-140). Und wieder andere, wie S-23, sind regelrechte „Testosteronkiller“. Grundsätzlich gilt: Wenn man nicht riskieren will, seine HPG-Achse komplett zu plätten, sollte man SARMs nicht länger als ein paar Wochen anwenden. Auch nicht die milden. Und man sollte auf jeden Fall geeignete PCT-Supplements (erhältlich z. B. bei GETBOOST3d) für die Zeit nach der SARMs-Kur zur Hand haben. - Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und auf die Lipidwerte
Ein weiterer Knackpunkt ist die Veränderung des Lipidprofils. Was so medizinisch-abstrakt – und damit eher harmlos – klingt, ist tatsächlich bedenklich. Im Klartext heißt es nämlich, dass SARMs das Blut „fetter“ machen [4]. (Sie erhöhen den Spiegel des LDL-Cholesterins und senken den Spiegel des reinigenden HDL-Cholesterins.) Dadurch steigt das Risiko von Ablagerungen (Arteriosklerose), was letztlich zu einem Infarkt führen kann. Bei den SARMs RAD-140 und LGD-4033 ist diese Nebenwirkung besonders ausgeprägt. Wirksame Gegenmaßnahmen: Omega-3-Fettsäuren konsumieren, dazu regelmäßig Cardio-Training betreiben und Transfette meiden (frittierte Speisen und industriell verarbeitete Wurst- und Fleischprodukte). - Leberbelastung
SARMs können überdies die Leber belasten. Sie gelten zwar nicht generell als hepatotoxisch, weil sie – anders als orale Steroide – keine 17-alpha-alkylierte Molekülstruktur haben, aber in der Medizin sind trotzdem Fälle bekannt, in denen es durch SARMs zu einem starken Anstieg der Leberwerte gekommen ist [5][6]. Der Grund dafür ist vermutlich die hepatische Metabolisierung, also die Verstoffwechselung über die Leber. (Als Hauptentgiftungsorgan des Organismus muss die Leber bei allen Pharmazeutika ordentlich arbeiten, also auch bei SARMs.) Glücklicherweise ist die Leber ein sehr robustes Organ. Sie regeneriert sich wieder, wenn sie nicht völlig zerstört wird. Das belegt auch die Dokumentation der klinisch erfassten Fälle: Nach dem Absetzen der SARMs sanken die Leberwerte wieder auf das normale Level ab. Dennoch sollten SARMs-Anwender das Thema „Lebergesundheit“ im Hinterkopf haben. Heißt: Sie sollten SARMs möglichst nicht mit Prohormonen kombinieren (Vorsicht also vor entsprechenden Stack-Präparaten!), und sie sollten natürlich auf Alkohol und auf Schmerzmittel wie Paracetamol verzichten. Die Einnahme eines Leberschutzmittels wie TUDCA oder Silymarin (Mariendistel) während einer SARMs-Kur ist natürlich ebenfalls kein Fehler. - Sonstige SARMs-Nebenwirkungen
Leider gilt außerdem, dass alle bekannten SARMs-Nebenwirkungen vielleicht nur ein Teil des potenziellen Side Effect-Spektrums von SARMs sind. Denn: Kein einziges SARM ist bislang vollständig erforscht! Selbst das bislang am meisten untersuchte SARM MK-2866 (Enobosarm) befindet sich noch nicht in der Phase 3 der klinischen Entwicklung; es ist offiziell als „Investigational New Drug“ (= noch zu erforschendes neues Medikament) eingestuft. Ein gutes Beispiel dafür, dass SARMs durchaus noch weitere Nebenwirkungen in petto haben können, ist das SARM Andarine (S4): Es ruft bei manchen Anwendern leichte Sehstörungen hervor! Diese äußern sich in einer Gelbtönung des Sichtfeldes und in einer verschlechterten Nachtsicht. Die Nebenwirkung ist zwar vergleichsweise harmlos und zudem reversibel; sie zeigt aber, dass SARMs doch nicht ganz so selektiv wirken, wie es die Hersteller und Online-Shops gern behaupten. (Gegen den „Yellow-Sight“-Effekt von S4 kann man übrigens nichts machen. Wenn er auftritt, tritt er auf. Die einzige hilfreiche Gegenmaßnahme – wenn man so will – besteht darin, beim Netflix-Gucken die Farbtemperatur am TV-Gerät zum Ausgleich auf „blau“ einzustellen.)
SARMs versus Steroide – Vergleich der Nebenwirkungen
Bezüglich Nebenwirkungen schneiden SARMs im direkten Vergleich zu Steroiden klar besser ab. Das liegt daran, dass sie sich eben nur an bestimmte Androgenrezeptoren im Körper binden. Außerdem kann der Körper SARMs nicht mittels Aromatase in Östrogene umwandeln, so wie er das mit bestimmten Steroiden (Methandienon, Boldenon, Nandrolon etc.) und mit Testosteron tun kann. Deshalb sind östrogenbedingte Nebenwirkungen beim Einsatz von SARMs normalerweise kein Thema; SARMs verursachen weder Wasserretention noch Gynäkomastie oder Fettansammlungen im Hüftbereich. Ligandrol ist allerdings dafür bekannt, trotz Nichtaromatisierung einen leichten Wasserfilm unter der Haut zu erzeugen. Und Achtung: Die meisten SARMs haben eine noch stärkere Bindungsaffinität zu den Androgenrezeptoren als Testosteron. Wenn man sie zu hoch dosiert, kann es deshalb passieren, dass die SARMs-Moleküle den Testosteronmolekülen an den Rezeptoren buchstäblich den Platz wegnehmen. Dann bleibt dem Körper nichts anderes übrig, als das scheinbar überschüssige körpereigene Testosteron zu aromatisieren – und es kommt in der Folge eben doch zu östrogenbedingten Nebenwirkungen. Aus diesem Grund ist es auch keine gute Idee, SARMs mit echten Steroiden zu kombinieren (jedenfalls mit solchen Steroiden, die zu Östrogen konvertieren können).
Überblick über das Nebenwirkungsspektrum der bekanntesten SARMs
| SARM | Nebenwirkungen | Anmerkung |
|---|---|---|
| Ostarine (MK-2866) |
|
Gilt als das „mildeste“ SARM; hat dennoch hormonelle Effekte bei längerer Einnahme |
| Ligandrol (LGD-4033) |
|
Klinisch nachgewiesene Hormonachsendrosselung bereits nach 3-wöchiger Anwendung |
| Andarine (S4) |
|
Der „Yellow Sight“-Effekt verschwindet zwar nach dem Absetzen wieder, ist für viele Nutzer aber ein Ausschlusskriterium |
| Testolone (RAD-140) |
|
Ist nach Ostarine das beliebteste SARM, weil es sehr stark anabol wirkt und eine schnelle Formverbesserung hervorruft – es hat aber auch steroidähnliche Nebenwirkungen |
| S-23 |
|
Ist das potenteste SARM, vergleichbar mit Testosteron Propionat – hat aber auch fast dieselben Nebenwirkungen |
Wie man das Risiko von SARMs-Nebenwirkungen gering halten kann
Abschließend noch einmal die wichtigsten Grundregeln zur Schadensbegrenzung beim Einsatz von SARMs:
- Kurlänge begrenzen
Je länger die SARM-Kur, desto stärker die Hormonachsendrosselung! Mehr als 8–10 Wochen sollte eine SARM-Kur deshalb nicht dauern. Monatelanges Kuren, wie‘s bei der Nutzung von Steroiden unter Inkaufnahme eines vollständigen Achsen-„Shutdowns“ üblich ist, ist bei SARMs Unfug. - Dosis niedrig halten
Nicht immer ist die auf der Packung eines SARMs-Präparats angegebene Dosierungsdirektive eine gute Richtlinie. Am besten recherchiert man selbst zur sinnvollsten Dosierung des ausgewählten SARMs – und startet dann mit der niedrigsten Empfehlung. - Kein wildes Stacking!
SARMs wild miteinander zu kombinieren, ist riskant – und oftmals sogar kontraproduktiv. Kombiniert man nämlich zwei SARMs mit unterschiedlich hoher Androgenrezeptor-Bindungsaffinität miteinander, so kommt das SARM mit der niedrigeren Bindungsaffinität kaum zum Tragen, weil das andere ihm die Rezeptoren „wegschnappt“. Sinnvoller ist es, SARMs mit andersartigen Muskelaufbaumitteln, etwa HGH-Boostern (MK-677), zu stacken. - Leber entlasten
Auch wenn SARMs nicht direkt hepatotoxisch sind, lohnt sich ein kurbegleitender Leberschutz – etwa in Form eines TUDCA-Präparats oder eines speziell konzeptionierten Leberschutzkomplexes (gibt’s von NP Nutrition, von Lawless Labs und von vielen anderen Supplement-Brands). - Post-Cycle-Therapie (PCT) vorbereiten
Auch, wenn SARMs nicht so suppressiv wie Steroide sind: Nach jeder SARM-Kur ist die „Achse“ angeknackst. Ein vernünftiges PCT-Protokoll kann Symptome wie Libidoverlust, Erektionsschwierigkeiten und Müdigkeit mildern und Muskelverlust verhindern.
Quellen
- ↑ de.wikipedia.org (2024): Selektiver Androgenrezeptor-Modulator (https://de.wikipedia.org/wiki/Selektiver_Androgenrezeptor-Modulator)
- ↑ J. D. Vignali et al (2023): “Systematic Review of Safety of Selective Androgen Receptor Modulators in Healthy Adults: Implications for Recreational Users” (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10204391/)
- ↑ R. Narayanan et al. (2008): “Selective androgen receptor modulators in preclinical and clinical development” (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2602589/)
- ↑ E. Hall, M. F. Vrolijk (2023): “Androgen Receptor and Cardiovascular Disease: A Potential Risk for the Abuse of Supplements Containing Selective Androgen Receptor Modulators” (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10420890/)
- ↑ M. Barbara et al. (2020): “Drug-Induced Liver Injury Associated With Alpha Bolic (RAD-140) and Alpha Elite (RAD-140 and LGD-4033)” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33062783/)
- ↑ S. Khan et al. (2022): “Selective Androgen Receptor Modulator Induced Hepatotoxicity” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35340496/)

